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© Bernd Kehren 1999-2016

 

Enkeltrick

Letzte Woche, im Fernseher läuft XY-ungelöst. Neben vielen Mordfällen auch ein Opfer des Enkeltricks.

Die ältere Dame bekommt einen Anruf und hat das ehrliche Gefühl, ihr Enkel meldet sich nach langer Zeit wieder. Es stellt sich heraus, er hat ein riesiges Problem, ob sie ihm nicht Geld abheben könne? Sie lässt sich vom Taxifahrer nicht abbringen, auch nicht von der Bank-Mitarbeiterin, die das Geld wenigstens sicher überweisen will. Wieder aus der Bank heraus kommt ein junger Mann auf sie zu, auf seinem Handy ist de Enkel, sie übergibt das Geld.

Zwar hat der Taxifahrer noch die Polizei gerufen, zwar hat auch die Mitarbeiterin der Bank bei der Polizei angerufen, aber die Anrufe kamen zu spät.

Mein Gedanke: Sollte man den älteren Menschen nicht Handlungsstrategien an die Hand geben, die ihnen helfen, in dieser Situation hart zu bleiben?

Nein, sagt die Polizei in einer Antwort-E-Mail. Älteren Menschen können man nicht empfehlen, unbarmherzig zu werden und übermisstrauisch, das würde ihre Einsamkeit nur verstärken.

Das sehe ich spontan ein. Aber kann man dann präventiv wirklich nichts machen?

Ich glaube doch. In den Heimen ist mir immer wieder aufgefallen, wie einsam Menschen sein können. (Nicht, weil die Heime sie einsam sein lassen, das will ich auf keinen Fall ausdrücken.) Sie haben immer gerne geholfen, sie waren immer für andere da, aber irgendwann leben die Menschen nicht mehr, für die sie da waren und denen sie helfen konnten. Weil sie aber nicht gelernt haben, auch einmal Hilfe anzunehmen und um Hilfe zu bitten, werden sie einsam und immer einsamer. Sie leiden daran, aber sie wollen sich auch nicht mehr helfen lassen, aus dieser Einsamkeit auszubrechen. Ausnahmen bestätigen die traurige Regel.

Für mich folgt daraus dreierlei:

  1. Man darf nicht locker lassen in den Versuchen, diese Einsamkeit behutsam zu durchbrechen.
  2. Man sollte darauf achten, ob die Nachbarn so gebrechlich werden, körperlich oder geistig, dass sie Hilfe brauchen. Im Zweifelsfall fragt man beim Amtsgericht nach, ob nicht eine gesetzliche Betreuung sinnvoll sein könnte.
  3. Die Handlungsstrategie muss schon in jungen Jahren ansetzen: Wir sollten an sozialen Netzwerken mitknüpfen, in denen wir lernen, zu geben und zu nehmen, in denen wir Kontakt zu gerade auch jüngeren Menschen bekommen und merken, wem wir vertrauen können und wem nicht.
    Wenn wir gelernt haben, ein wenig misstrauisch zu bleiben und mit vertrauten Menschen über dieses Misstrauen zu reden, ob es begründet ist oder nicht, und was sie von dieser Sache hier halten,  ...
    vielleicht könnte das eine kleine Hilfe sein, an der sich dann später einmal ein Enkeltrick-Betrüger die Zähne ausbeißen wird.

Wer wissen will, was ihm oder seinen Nachbarn einem in fortgeschrittenem Alter alles passieren kann, der sei auf die Seite www.pfiffige-senioren.de verwiesen.

Bernd Kehren